PETER PAN. oder von einem, der auszog, das Sterben zu lernen.
URAUFFÜHRUNG: 15. August 2018 / HEIMATHAFEN NEUKÖLLN
Von und mit: Alexander Ebeert, Schindler Theuvsen, Nicolas Bamberger, Jan Slak, Markus Wutzlhofer, Anna Lechner, Nicole Oder, Lena Reinhold, Lara Rosswag, Vera Schindler

Eine vogelfreie Adaption des Ur-Peter-Pan – mit Musik
Die Geschichte von Peter Pan, dem kleinen Jungen, der fest daran glaubt, fliegen zu können, ist zwar als Kindergeschichte am bekanntesten, hat aber auch dunkle Seiten, die von Verlust, Melancholie und der Endlichkeit des Lebens handeln.
Das Team um Regisseurin Nicole Oder bringt, ausgehend von der Version des Dichters J. M. Barrie von 1906, einen Peter Pan auf die Bühne, wie man ihn noch nicht gesehen hat. Originale und neue Texte verschränken sich zu einem mitreißenden, musikalischen Monolog. Drei Musiker und eine Live-Zeichnerin unterstützen den Schauspieler Alexander Ebeert auf seinem düsteren Trip.
»Wie alt ich bin? Keine Ahnung. Ich hab ziemlich lange auf der Insel bei den Vögeln gelebt. Da vergisst man sowas. Und jetzt wohne ich auch schon ein paar Winter hier. Da hinten schlafe ich. Ich ankere mitten in der Stadt, da muss man keine Liegegebühr bezahlen. Hermannplatz, die zweite rechts und dann geradeaus bis morgen früh. Ja, das ist eine komische Adresse. Ob Briefe ankommen, kann ich nicht sagen. Ich kriege keine Briefe mehr. Heute zeige ich Ihnen ein bisschen was von der Stadt. Mal schaun, worauf ich Lust hab. Von hier oben sieht die Welt ganz anders aus und Sie kriegen ne Brise um den Kopf, das ist doch eine noble Sache.«
PRESSESTIMMEN
»Ebeert balanciert den Endvierziger, den er spielt, dabei großartig zwischen anarchischem Furor und melancholischer Gebrochenheit. Dass das Sterben zum Leben gehört, diese existenzielle Binse gewinnt eine berührende Dimension. Ewige Jugend, das wusste auch J. M. Barrie, ist kein Versprechen, sondern eine Verdammnis.« Patrick Wildermann, Tagesspiegel
Nicole Oder hat sich an dem Buch „Peter Pan in Kensington Gardens“ von James Matthew Barrie orientiert, sozusagen der Ur-Peter-Pan. Und eine neue Geschichte dazu erfunden von einem traurigen Outcast, der nicht genau weiß, ob er selber Peter Pan ist oder sein Sohn, der bei einem schrecklichen Unglück um’s Leben gekommen ist und nie älter als acht Jahre werden wird. Original und neue Texte verschränken sich zu einem andeutungsreichen Monolog. Geheimnis und Schicksal werden von Ebeert routiniert geerdet. Berührend. Regine Bruckmann, zitty
Sehr stimmig melancholisch. Regen rauscht, wir sitzen eng zusammengerückt fast im Trockenen unter einer Plane und folgen Alexander Ebert, einem Schauspieler und Sänger, durch seine Erzählungen (…) Peter Pan verharrt an der Schwelle des Werdens, des Noch-nicht-Eintretens in das von Regeln der Vernunft geprägte Reich der Erwachsenen. (…) Drei Musiker unterstützen den Schauspieler bei seiner Geschichte. Es dunkelt, Lichter von Schiffen spiegeln sich im Wasser, Lichtflecken der Discokugel huschen über den Notizblock. Manchmal sind romantisierende Fassungen auch ganz schön. Karin Bettina Müller, taz
Der rauschende Applaus verhallt, aber der Motor springt nicht an. Das 60Ps-Floß „Anarche“ treibmanövrierunfähig auf der Spree vor Rummelsburg. Wie hieß es noch sinngemäß im Stück? „Alle denken, man fährt einfach zurück… aber sie irren sich.“ Regisseurin Nicole Oder hat den Stoff über den jungen, der nicht altert, auf die Bühne gebracht - oder in diesem Fall: auf das 15x5 Meter große Floß einer Aktivistengruppe, das auf de Spree schwimmt. Dirk Krampitz, BZ Berlin
Ein passendes Stück für eine Stadt, die selbst zum Glück nie erwachsen werden will: poetisch, politisch, wehmütig, wild und tief traurig zugleich. Inga Dreyer, Märkische Oderzeitung