PENG! PENG! BOATENG! . Projekt 08
Drei Brüder zwischen Wedding, Wilmersdorf und Weltfußball
Regie: Nicole Oder
Bühne: Julia von Schacky
Kostüme: Anna Lechner
Musik: Bastian Essinger
Dramaturgie: Vera Schindler
Assistenz: Amelie Möller
Licht: Tobias Pehla
Mit: Tamer Arslan, Raphael Hillebrand, Daniel Mandolini, Nyamandi Mushayavanhu

Eine Stadt, drei Leben, drei Wege: Peng! Peng! Boateng! erzählt die Geschichte von den Halbbrüdern Boateng, drei jungen Menschen mit dem gleichem Nachnamen und der gleichen Leidenschaft: Fußball. Nicht nur als Sport, nicht als Spiel, sondern eher als Ausweg und Schule für Überlebensstrategie. Es geht um Ehrgeiz, ums Hinfallen und Wiederaufstehen.
Das Leben der Halb-Brüder bestimmt der Käfig am Panke-Kanal, einer von unzähligen Bolzplätzen im West-Berlin der 90er. Für die Boatengs bedeutet der Käfig Freiheit – und Heimat. Aus dem Weddinger Kevin-Prince und dem Wilmersdorfer Jérôme werden Freunde, Mitspieler und Gegenspieler. Alles unter den Augen von George, dem großen Bruder, der – selbst ausgestattet mit viel Talent, aber zu wenig Disziplin für den Profifußball – seinen eigenen Weg, den der Straße, wählt. Du bekommst eben den Jungen aus dem Käfig, aber nicht den Käfig aus dem Jungen.
Peng! Peng! Boateng! – nach dem Buch von Michael Horeni »Die Brüder Boateng. Drei deutsche Leben zwischen Wedding und Weltfußball« – erzählt zugänglich und faszinierend zugleich von der Zufälligkeit des Lebens und auch vom gemeinsamen Spaß an der Musik, die der Vater den Söhnen mitgegeben hat. George rappt, Jérôme sorgt mit Beatbox-Einlagen für Furore, während Kevin Prince meisterhaft den Moonwalk vollführt.
2017 wurde Peng! Peng! Boateng! mit dem Ikarus-Preis für hervorragendes Theater für Kinder und Jugendliche ausgezeichnet. Die Inszenierung überzeugte die achtköpfige Jury durch die authentische und mitreißende Erzählweise sowie eine Choreografie, welche die Körperlichkeit des Breaking in den Fußball übersetzt.
Die Energie überträgt sich sofort. Die Akteure laufen Wände hoch, drehen sich auf dem Kopf, machen Saltosprünge. Nyamandi Mushayavanhu als Jérôme Boateng und Raphael Hillebrand in der Rolle des Trainers sind wirklich atemberaubend gut. Die Hip-Hop Moves und der gesprochene Straßen-Slang erzeugen eine Atmosphäre, die auch den Bolzplatz in Berlin-Wedding lebendig werden lässt – dampfend vor Schweiß und Testosteron. Kraftworte schwirren durch die Luft, erst recht, als Daniel Mandi in der Rolle von George Boateng zum Mikrofon greift und zu rappen beginnt. (…) Doch die Regisseurin malt keine simplen Gut-böse-Bilder. Kevin Prince erscheint nicht als Monster, Jérôme nicht als Heilsbringer. Im Gegenteil. Obwohl die Inszenierung immer wieder in den Kraftausdrücken schwelgt, zeichnet sie sensible Charakterporträts – ein gelungener Mix aus Fußball, Hip-Hop und psychologischem Theater. Oliver Kranz, Deutschlandfunk
Ohne Pause rauscht, tanzt, schreit, streitet und versöhnt sich das Stück durch die Biografie der berühmtesten deutschen Fußballfamilie der Gegenwart. Der skeptische Beobachter klatschte sich am Ende die Hände wund. Alex Raack, 11 Freunde
Dass Daniel Mandolini, Tamer Arslan und Nyamandi Mushayavanhu, die Darsteller der Kicker, optisch wenig mit den realen Vorbildern gemein haben, lässt ihr Schauspiel umso mehr erstrahlen: Das Jungmännertum, die Außenseitererfahrung - sie verkörpern es perfekt. (…) Eva Apraku, tip Berlin
Nicole Oder gelingt es, die Biografie der Boateng-Brüder frisch und abwechslungsreich auf die Bühne zu bringen. Henrike Möller, rbb Kultur
Statt gekickt wird gebreakdancened, gemoonwalked und sonstwie geturnt. Und Tamer Arslan als rebellischer Kevin und Nyamandi Mushayavanhu als geschmeidiger Jerome setzen das mit athletischer Grandezza um. Es ist der Abend der Körperartisten. Choreograf und Tänzer Raphael Hillebrand übersetzt die Story komplett in Bildreihe Beats und Bewegungen. Doris Meierhenrich, Berliner Zeitung
Nicole Oder entwickelte mit ihrem Ensemble einen spannenden Mix aus Dokumentartheater, Fußballer-Biographie, Brennpunkt-Studie und Hip-Hop-Choreographie. Konrad Kögler, freitag
Regisseurin Nicole Oder inszeniert die Geschichte fast ohne Bälle, stattdessen mit Tanz. Es funktioniert toll, Fußball in Breakdance-Bewegungen und Monologe in gerappte Verse umzusetzen. Ehrgeiz, Disziplin, und Aggressionen werden über den Tanz vermittelt. So erhält das Stück die notwendige Abstraktion, um es von der bloßen biographischen Erzählung zu lösen. Es lebt von der Ästhetik des Tanzes und bietet durch Tempo, Energie und Komik im Straßenslang unterhaltsames, aber keineswegs flaches Kiez-Theater. Inga Dreyer, MOZ
Damit schafft das Stück drei Dinge zugleich - es ist Milieustudie, Familienaufstellung und öffnet einen Blick auf den modernen Fußball. (…) mit teilweise atemberaubende Breakdance (…) Die Akteure laufen Wände hoch, drehen sich auf dem Kopf, machen Salti. Nyamandi Vishnuyavanhu als Jérome Boateng und Raphael Hillebrand als Trainer sind beeindruckend. (…) Daniel Mandolini in der Rolle von George Boateng ist grandios am Mikrofon. Tamer Arslan als Kevin Prince verkörpert eindringlich das Gespaltensein, den Wunsch nach Harmonie, der nicht mit der ihm entgegengebrachten Ablehnung zusammen passt. Alexander Isele, neues deutschland
Der Käfig ist die Bühne. Die Bühne einer Urszene, eines Zweikampfs auf engstem Raum zwischen zwei Brüdern. Die Regisseurin Nicole Oder inszeniert die Geschichte für den Heimathafen Neukölln – und hat die Aufführung in eine Probebühne am Hermannplatz verlegt. Zweiter Hinterhof, ein paar Kellertreppen nach unten. Einfaches Bühnenbild, ein paar Musikboxen am Rand, ein Mischpult, ein grauer Tanzboden. Kein Ball. Tanzen ersetzt das Kicken, transportiert die Energie. Jenni Roth, Berliner Morgenpost
Über dem brüderlichen Konflikt legt sich als Metaebene die gespaltene Gesellschaft einer sich dramatisch verändernden Stadt. Sven Goldmann, Tagesspiegel
Eine sehenswerte Inszenierung! Die Inszenierung von Nicole Oder konserviert die Leichtigkeit und Faszination dieser Geschichte mit Körperlichkeit und Zärtlichkeit. „Peng! Peng! Boateng!“ unterbricht die langweilige, immer wiederkehrende Ironie von Berliner OFF-Theaterinszenierungen mit schamloser, selbstverständlicher Ehrlichkeit. Und das ist sehr gut so. Julia Büki, unruhe-im-oberrang
Tamer Arslan ragt mit seiner Rolle des Kevin-Prince hervor, Szenenapplaus gibt es bei einem spektakulären Breakdance-Part von Raphael Hillenbrand (…) Insgesamt ist ständig etwas in Bewegung, die erzählerischen Passagen sind auf das Nötigste reduziert. Sie haben Witz, weil sie sehr real sind, wie man im HipHop sagen würde (…) Unter lang anhaltendem Applaus kam am Ende auch Buchautor Michael Horeni zur Verbeugung auf die Bühne. Auch er sah ganz zufrieden aus. Jens Uthoff, taz